Bloggerin im Mittelpunkt: Sewrendipity

Teile diesen Artikel

Einzigartige Stücke anfertigen, auf dem eigenen Blog veröffentlichen und somit andere inspirieren: Die Kombination aus Nähen und Bloggen ist ungemein beliebt. Gerade weil die Anzahl der Bloggerinnen in der Modewelt stets weiter zunimmt, stellt Fibre Mood in jedem Monat eine Bloggerin vor. In diesem Monat lernst du Sewrendipity kennen. Hier entdeckst du, was das Nähen für sie bedeutet und welche Rolle sie in dieser Gemeinschaft spielt

Banner Sewrendipity

Warum hast du deinen Blog angefangen? Und warum hast du angefangen zu nähen und/oder zu stricken?

Ich wusste zwar schon immer, dass ich meine eigene Kleidung nähen wollte, dennoch habe ich erst sehr spät, im Alter von 27 Jahren, angefangen, mit Nadel und Faden zu arbeiten. In meiner Familie hatte niemand Näherfahrung, daher musste ich ganz bei Null anfangen. Ich habe damals in Rumänien gelebt, und dort standen mir nur wenig Informationen zur Verfügung. das goldene Zeitalter mit Blogs und YouTube war noch nicht angebrochen! 

Ich habe irgendwann 2009 eine Nähmaschine gekauft und mir Schritt für Schritt selbst beigebracht, wie ich sie benutzen musste. Das war zu Beginn sehr mühsam, aber als ich 2010 nach Großbritannien umgezogen bin, habe ich Nähkurse belegt und ab da ging alles besser!

Stricken ist für mich sowohl eine alte als auch eine neue Entdeckung. Meine Oma und meine Mama haben mir schon als Kind das Stricken beigebracht, aber ich habe nichts mehr gestrickt, seitdem ich 17 war. Im letzten Jahr habe ich ein Beanie gestrickt, nachdem ich meine vertraute Mütze verloren hatte. Jetzt bin ich superbegeistert, um eines der Strickmuster von Fibre Mood auszuprobieren. Ich war überrascht, wie gut mir das Stricken nach all der Zeit noch von der Hand ging!

Was das Bloggen angeht, diese Idee hatte ich 2014. Damals war ich eine der Teilnehmerinnen der britischen Fernsehsendung The Great British Sewing Bee. Das war das erste Mal, dass ich tief in die Welt der Online-Nähcommunity eingetaucht bin. Die Community gefiel mir so gut, dass ich mich entschlossen habe, mitzumachen und meinen eigenen Blog zu beginnen.

Was machst du am liebsten: stricken oder nähen? 

Auch wenn die Stricknadeln länger zu meinem Leben gehören, als eine Nähmaschine, setze ich doch das Nähen bewusst an Platz 1.  Mir gefällt gut, dass ich ein Projekt mit einer Nähmaschine so viel schneller fertigstellen kann, auch wenn die Anforderungen an Platz und Ausrüstung höher sind. 

Auf der anderen Seite ist Stricken viel sozialer, ich muss mich nicht in meinem Nähzimmer verstecken, um kreativ zu sein. Und man kann es leichter mitnehmen: Ich finde es schön, dass ich immer und überall stricken kann, das ist natürlich mit einer Nähmaschine nicht möglich.

Warst du schon immer ein kreativer Geist?

Ich glaube, dass ich schon immer viel Fantasie hatte. Das ist auch der Grund für mein Interesse am Nähen. Ich hatte viele Ideen im Kopf, wie ich die alte Kleidung meiner Mutter neu gestalten oder upcyceln konnte, aber ich hatte nicht die Fertigkeiten, diese Ideen auch umzusetzen. Obwohl beim Nähen der Prozess und das handwerkliche Können wichtig sind, ist es für mich doch eine Möglichkeit, die Kreativität meines Geistes in etwas „Echtes“ zu verwandeln.

Woher kommt der Name „Sewrendipity“ für deinen Blog?

Ich glaube fest an Zufälle im Leben, die dafür sorgen, dass das Leben auf eine bestimmte Art und Weise verläuft. Als ich mit meinem Blog anfing, wollte ich über Nähen und Nachhaltigkeit schreiben (in meinem Beruf beschäftige ich mich auch mit Nachhaltigkeit), und wie beide Themen zusammenwirken, um unser Leben im kreativen Sinne des Wortes zu verbessern. Außerdem liebe ich unterhaltsame Wortspiele, das durfte auf keinen Fall fehlen.

 Auf welche deiner Kreationen bist du so richtig stolz?

Nachhaltigkeit ist für mich sehr wichtig, daher bin ich am ehesten stolz auf die Kreationen, die ich am häufigsten trage. Im letzten Jahr habe ich meinen ersten Mantel genäht, der sowohl aus einem Stoff aus einem Second-Hand-Laden als auch aus Stoff, den ich noch hatte, bestand. Ich habe ihn bereits mehr als 90 Mal getragen! Über gut investierte Zeit und Mühe gesprochen. Während meines „Herstellungsprozesses“ habe ich viel gelernt, der Mantel sieht sehr gut aus und ich habe viele Komplimente dafür bekommen. Eine echte Win-Win-Situation, wenn du mich fragst.

Außerdem habe ich in diesem Jahr meine erste Jogginghose genäht, das wollte ich schon ganz lange machen! Auch dieses Stück ist bereits abgetragen.

Aber auch mein Hochzeitskleid ist es wert, erwähnt zu werden: es war vollständig aus wiederverwendetem Stoff und Material gefertigt. Wenn ich so zurückblicke, dann war es alles andere als perfekt, aber es war perfekt für die Gelegenheit und außerdem habe ich mich darin unglaublich gut gefühlt!

Was ist für dich das Schwierigste an einer kreativen Tätigkeit und der Gestaltung deiner eigenen Garderobe? 

In der letzten Zeit ist es für mich eine große Herausforderung, ein Gleichgewicht zwischen meinem kreativen „Verlangen“ und Nachhaltigkeit zu schaffen. Ich will alles nähen, ich habe so viele Ideen und so viele tolle Schnittmuster, aber ich will auch meinen Materialverbrauch und meine Garderobe reduzieren. Ich tue also mein Bestes, um Dinge zu nähen, von denen ich weiß, dass ich sie häufig tragen werde oder von denen ich weiß, dass es lange dauert, sie fertigzustellen.

Wie würdest du Menschen überzeugen, die noch nicht nähen oder stricken?

Ich gebe ab und zu Nähkurse, insbesondere für blutige Anfänger, und meine „Schüler“ erzählen mir immer wieder, dass es sie überrascht, wie entspannend das Nähen ist. 

Da man sich konzentrieren muss, werden andere Sorgen in den Hintergrund gedrängt. Ich finde, dass man Nähen durchaus als eine Form von Mindfulness betrachten kann. Und wenn man Interesse an Nachhaltigkeit hat, kann das Nähen auf jeden Fall helfen. Das Nähen ist nicht an sich nachhaltig, aber es ist eine gute Lösung, um die eigene Kleidung neu zu gestalten, aufzuwerten oder zu reparieren.

Was kann dich am meisten aufregen, wenn du an deiner Nähmaschine sitzt? Let it all out! 

Ich denke, dass ich auch noch nach 10 Jahren am meisten frustriert bin, dass mir auf manchen Gebieten einiges an Wissen fehlt. Mein Perfektionismus ist dabei auf jeden Fall ein erheblicher Spielverderber. Ich möchte, dass die Kleidung, die ich nähe, so aussieht, als wenn ich sie in einem „echten“ Laden gekauft hätte. Aber das ist nicht immer der Fall. Ich werde zwar immer besser, aber es gibt immer noch Verbesserungspotenzial. 

Mein Nähprozess besteht zu einem großen Teil darin, Inspirationen zu suchen und zu finden. Wo findest du deine Inspiration? 

Ich habe drei Kernthemen, über die ich in meinem Blog schreibe: Nähen (selbstverständlich), Nachhaltigkeit und Stil. Für jedes Thema habe ich unterschiedliche Inspirationsquellen. 

Beim Nähen lasse ich mich von den „Löchern“ in meinem Kleiderschrank inspirieren und davon, was ich tatsächlich benötige, auch wenn ich mich oft von einem neuen Schnittmuster (in der letzten Zeit vor allem von Fibre Mood) oder von Kreationen in der tollen Nähcommunity auf Instagram verführen lasse. 

Oh, und von Pinterest, viiieeel Pinterest! 

Ich schreibe viele Blogbeiträge über Nachhaltigkeit auf Basis des Wissens, das ich in meinem Berufsleben bekomme. Dieses Wissen versuche ich dann mit dem Nähen zu verbinden. Nachhaltigkeit bekommt in der Nähgemeinschaft einen immer wichtigeren Stellenwert. Und dabei muss ich in jedem Fall Kate von Time to Sew erwähnen, die wirklich eine der Pionierinnen innerhalb der Nachhaltigkeitsbewegung ist. 

Im Hinblick auf Stil schließlich finde ich viele Anregungen bei minimalistischen und ethischen Modebloggern (die sich nicht unbedingt mit dem Nähen beschäftigen), zum Beispiel bei  Style Bee.  Ich liebe minimalistische Styling-Herausforderungen wie die 10x10-Challenge, da dies eine tolle Art und Weise ist, das Tragen selbstgemachter Kleidung zu fördern. 

Wie sieht dein Nähplatz aus? 

Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich ein Nähzimmer ganz für mich allein habe. Es ist/war unser Gästezimmer. Es ist ein Ort, an dem ich mich eben der Außenwelt entziehen kann, aber auch eine gute Art und Weise, mein „Näh-Chaos“ außer Sichtweite zu halten. Ich habe das Zimmer so gestaltet und möbliert, dass es genau meinen Bedürfnissen entspricht. Ich habe sogar einen langen Schneidetisch auf Rollen und einen Platz, um meine Stoffe, Skizzen und vier Nähmaschinen unterzubringen, auf eine ordentliche und gut organisierte Art und Weise. Alles befindet sich genau an seinem Platz, aber es ist auch Raum für „kreatives Chaos“!

Hast du viel Kontakt zu deinen Followern? Bist du mit den Reaktionen, die Sewistas in deinem Blog hinterlassen, sehr zufrieden?

Unbedingt! Ich lese unheimlich gern die Reaktionen, vor allem wenn es sich um Ideen handelt, auf die ich selbst noch nicht gekommen bin. Ich versuche mit meinen Blogbeiträgen immer, ein Gespräch in Gang zu bringen und lade daher meine Leser oft ein, sich an diesem Gespräch zu beteiligen. Man findet auf Sewrendipity daher nicht nur Reviews und Stilempfehlungen!

Was steht noch auf deiner "to make“-Liste?

Ich möchte mich noch mehr mit dem Anfertigen von Schuhen beschäftigen, das ist sehr befriedigend. Das sind meine nächsten Nähprojekte: eine Lederhose und eine Jeans aus altem Jeansstoff. Ich bin Fan von Leder und den Stoff habe ich früher schon einmal verwendet. Die Idee, Jeansstoff wiederzuverwenden stammt aus der Nähcommunity, von zwei tollen Projekten von Ada Spragg und Sewing Tidbits.

Welche Tipps hast du für Sewistas, die gerade anfangen? 

Wenn man anfängt zu nähen, will man sofort ALLES.

Ich habe aus Erfahrung gelernt, dass man besser etwas länger über das nächste Projekt nachdenkt. Ein schöner Stoff führt vielleicht sofort zu etwas, was du häufig tragen wirst, und auch wenn du knallige Prints liebst: Wenn der Dresscode in deinem Beruf es nicht erlaubt, dann ist es unwahrscheinlicher, dass dieses Kleid mit Krebsprint in deinem Kleiderschrank hängen bleibt.

Mein Tipp: Nähe das, was zu deinem Leben passt und was du wirklich trägst und brauchst. Denke gut darüber nach, welche Kleidungsstücke du gern trägst, welche weniger und warum.

Teile diesen Artikel